Emotionswahrnehmung & -kontrolle

Die Grundlage der Fähigkeit glücklich zu sein, ist im ersten Schritt, eigene Emotionen differenziert wahrzunehmen und benennen zu können. Dass dies keineswegs trivial ist, zeigt die psychotherapeutische Praxis aber auch zahlreiche Erfahrungen in "emotionsfeindlichen" Umgebungen. Noch immer herrscht in vielen Bereichen der Irrglaube des Primats der Kognition vor, obwohl die Wissenschaft zahlreiche Belege dafür vorlegen kann, dass Emotion und Kognition auf das Engste interagieren und der Einfluss unserer Gefühlswelt auf unseren bewussten Verstand viel höher ist als umgekehrt. Unsere Emotionen steuern größtenteils unsere Entscheidungen. Jedoch können wir auch aktiv und bewusst Einfluss, auf unsere emotionalen Befindlichkeiten, ausüben. Wir können etwas dazu beitragen wie wir uns fühlen und vor allem auch wie mir mit dem was wir fühlen umgehen.

Lassen Sie mich das an einem Beispiel verdeutlichen. Viele Reaktionen sind automatisch und lassen sich auch nicht "wegtrainieren". Sie sind in so tiefen Schichten unseres Gehirns angesiedelt und waren so elementar für unser Überleben, dass sie sich unserer Kontrolle vollständig entziehen. Das hat unser Überleben insofern gesichert, als diese Handlungen extrem schnell ausgeführt werden. In einem klassischen Test, durch den nachgewiesen werden sollte, dass die Vernunft, dem Instinkt und das bewusste Denken der emotionalen Reaktion überlegen ist, legte Charles Darwin sein Gesicht an den Glaskäfig einer lebensgefährlichen Puffotter. Während er auf den Angriff der Viper wartete, machte er sich klar, dass keinerlei Gefahr bestand, und so war er fest entschlossen nicht zurückzuzucken.

"Sobald der Angriff erfolgte, löste sich mein Entschluss in Luft auf und mit einer ganz erstaunlichen Geschwindigkeit sprang ich ein oder zwei Meter zurück." erzählte Darwin. "Mein Wille und meine Vernunft waren gegen die eingebildete Gefahr, die keinen Augenblick bestanden hatte, machtlos."

Ein anderes Beispiel liefert die Frustrations-Aggressions-Hypothese von Dollard und Miller (1939), in der sie Aggression als natürliche Reaktion auf eine Frustration beschreiben. Wenn uns etwas bei der Verfolgung unsere Ziele behindert, mobilisieren wir Energie um dieses Hindernis aus dem Weg zu räumen. Hier kann man an zwei Punkten ansetzen, einerseits in der Deutung einer Situation, also an der Bewertung, was die resultierende Emotion verändern kann, als auch an der Auswahl der resultierenden Handlung (muss ich mit Gewalt antworten oder habe ich andere Möglichkeiten).